Berufsbildung zeigt Stärke in der Krise

    Die Corona-Krise hat viele Bereiche unseres Lebens hart getroffen – so auch die berufliche Aus- und Weiterbildung. Es zeigt sich jedoch eindrücklich, dass der Lehrstellenmarkt krisenresistent ist – nicht zuletzt dank dem Verantwortungsbewusstsein der Unternehmen, der gelebten Verbundpartnerschaft und ihrer Nähe zum Arbeitsmarkt.

    (Bild: zVg ) Erfreulich: Der Lehrstellenmarkt ist dank den KMU krisenresistent.

    Corona hat noch immer einen Grossteil der Wirtschaft fest im Griff. Von den Auswirkungen blieb auch die berufliche Grundbildung nicht verschont. Betriebe und Schulen wurden geschlossen, gewisse Abschlussprüfungen mussten in angepasstem Rahmen durchgeführt oder ganz gestrichen werden. Vor allem war die Sorge vor einer sich anbahnende Lehrstellenkrise weit verbreitet. Etwas länger als ein halbes Jahr nach dem bundesrätlich verordneten Lockdown kann man in diesem Punkt eindeutig entwarnen: Die Berufsbildung ist krisenresistent. Corona ist eine Wirtschaftskrise, aber keine Lehrstellenkrise.

    Im Jahr 2020 konnten gesamtschweizerisch bereits per Ende September gleich viele Lehrstellen besetzt werden wie im Vorjahr. Gemäss monatlich eingeholten Erhebungen bei den kantonalen Berufsbildungsämtern wurden bis Ende September 2020 schweizweit 76’408 Lehrverträge abgeschlossen. Damit liegt die Gesamtzahl der abgeschlossenen Lehrverträge bereits jetzt sogar leicht über den Vorjahreszahlen und das Ziel konnte übertroffen werden. In einigen Kantonen wurden sogar mehr Lehrverträge abgeschlossen als im Vorjahr. Weitere Lehrstellen konnten noch bis Ende Oktober vergeben werden.

    Bedingt durch die sprachregionalen Unterschiede bei der Rekrutierung von Lernenden hat der Lockdown vor allem in der lateinischen Schweiz, wo die Lehrverträge in der Regel von März bis August abgeschlossen werden, die Lehrstellensuche beeinträchtigt. In der Deutschschweiz waren die Auswirkungen geringer, da dort jeweils in der Regel ab August rekrutiert wird. Der Rückstand in der lateinischen Schweiz konnte jedoch seit dem Ende des Lockdowns stetig und deutlich verringert werden.

    Betriebe und Verbundpartner in der Pflicht
    Während des Lockdowns haben die Unternehmen alles darangesetzt, Jugendlichen die Ausbildung im Betrieb weiter zu ermöglichen. Auch in besonders betroffenen Branchen haben Betriebe viel in die Bildung der jungen Berufsleute investiert und innovative Lösungsansätze gefunden. Ein Beispiel dafür: Einige Restaurants und Hotels hielten ihren Betrieb extra für Lernende intern geöffnet. Auch dank solchen Engagements blieb die Lage auf dem Lehrstellenmarkt erfreulicherweise stabil.

    Neben den Unternehmen hat insbesondere die im Mai 2020 von Bundesrat Guy Parmelin eingesetzte Task Force «Perspektive Berufslehre 2020» dazu beigetragen, dass sich die Situation der beruflichen Grundbildung auch während der Corona-Krise positiv entwickelte. Die Task Force vereint die Verbundpartner (Bund, Kantone und Organisationen der Arbeitswelt) und bündelt auf nationaler Ebene die Kräfte gegen die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Die Massnahmen zielen darauf ab, dass möglichst viele Jugendliche 2020 eine Lehrstelle und Absolventinnen und Absolventen der Berufslehre eine Anschlusslösung finden. Auch Lehrbetriebe sollen ihre offenen Lehrstellen besetzen und damit künftig ihren Bedarf an qualifizierten Fachkräften decken können. Die Task Force stützt sich auf bestehende Strukturen ab und trägt den unterschiedlichen Gegebenheiten in den Kantonen und Branchen Rechnung.

    In der Krise standen etablierte Kommunikationskanäle und Abläufe bereit, welche ein rasches Handeln ermöglichten. Der Schweizerische Arbeitgeberverband ist Teil dieser Initiative und setzt sich aktiv für die Task Force und ihre Ziele ein.

    pd


    Task Force «Perspektive Berufslehre»

    Die Task Force «Perspektive Berufslehre» setzt sich dafür ein, dass trotz Corona-Pandemie möglichst viele Jugendliche eine Lehrstelle finden. Gleichzeitig sollen Lehrbetriebe ihre offenen Lehrstellen besetzen, diese erhalten und damit ihren Bedarf an künftigen qualifizierten Fachkräften decken können.

    Die Schweiz hat Erfahrung im Umgang mit Ungleichgewichten auf dem Lehrstellenmarkt. Es existieren erprobte Instrumente zu ihrer Bewältigung, die nun reaktiviert und weiterentwickelt werden können. Mit dem Berufsbildungsgesetz sind entsprechende Rechtsgrundlagen vorhanden, Projektfördermittel können zur Verfügung gestellt werden und die Aufgaben und Rollenverteilung in der Verbundpartnerschaft sind klar.

    Die Task Force «Perspektive Berufslehre» ermöglicht es, die Kräfte zu bündeln und sämtliche Verbundpartner zu mobilisieren. Sie stützt sich auf bestehende Strukturen und garantiert den Kantonen, Lehrbetrieben und Jugendlichen die bestmögliche Unterstützung und stärkt die Akteure vor Ort. Den unterschiedlichen Gegebenheiten in den Kantonen wird damit Rechnung getragen.

    www.taskforce2020.ch

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