«Eine Schweiz ohne 10 Millionen Einwohner und ohne EU-Beitritt»

    Janosch Weyermann würde seine politischen Erfahrungen als Berner SVP-Stadtrat gerne auf Bundesebene einbringen und sich für das Erfolgsmodell Schweiz einsetzen. Dabei ist ihm die Migrations- und Aussenpolitik ein wichtiges Anliegen, respektive die effiziente Begrenzung der Zuwanderung. Er möchte aber auch die Deregulierung, einen guten Mix von Energieträgern und eine ausgewogene Verkehrspolitik vorantreiben.

    (Bild: zVg) Der Berner SVP-Stadtrat Janosch Weyermann kandidiert für den Nationalrat: «Mir gefällt es, für ein Anliegen zu kämpfen und mit anderen eine Lösung zu suchen.»

    Sie engagieren sich in der Jungen SVP und sind der jüngste bürgerliche Stadtrat von Bern. Welche Erfahrungen haben Sie bis jetzt im Stadtparlament gemacht?
    Janosch Weyermann: In meiner mittlerweile fast 5-jährigen Tätigkeit im Berner Stadtrat konnte ich die Abläufe eines Parlaments und die Arbeit in den Kommissionen kennenlernen und fühle mich dabei mittlerweile sehr vertraut. Als Bürgerlicher im Berner Stadtrat ist man zwar in der Minderheit, das macht es aber umso anspruchsvoller und interessanter mit den anderen Parteien einen Kompromiss zu finden.

    Sie politisieren schon lange. Was hat Sie dazu bewogen, respektive was fasziniert Sie an der Politik?
    Mir gefällt es, für ein Anliegen zu kämpfen und mit anderen eine Lösung zu suchen.

    Was reizt Sie, künftig auf Bundesebene mitzuwirken?
    Der Wirkungsbereich im Stadtrat begrenzt sich natürlich nur auf das Gemeindegebiet der Stadt Bern. Der Vorteil dabei ist natürlich, dass alles viel kleinräumiger ist und Projekte dadurch schneller umgesetzt werden als auf Kantons- oder Bundesebene. Nichtsdestotrotz hat es natürlich seinen Reiz, sich auf Bundesebene einzusetzen und dort Politik für die gesamte Schweiz zu machen.

    Wo würden Sie im Nationalrat Ihre politischen Prioritäten setzen?
    Sicher in der Migrations- und Aussenpolitik. Die Schweiz hat erst vor einigen Tagen die 9-Millionen-Einwohner-Marke geknackt. Einen weiteren solchen Zuwachs verträgt die Schweiz einfach nicht. Daher würde ich die Zuwanderung lieber noch heute als morgen begrenzen. In der Aussenpolitik würde ich mich dafür einsetzten, dass die Schweiz im Ausland, insbesondere gegenüber der EU, selbstbewusster auftritt und sich nicht unter Druck setzen lässt.

    Sie setzten sich unter anderem für eine neutrale und unabhängige Schweiz ohne EU-Beitritt ein. Wie neutral und unabhängig ist unser Land denn heute in der globalisierten Welt noch und wieso gehört die Schweiz nicht in die EU?
    Die Schweiz hat durch die Beteiligung an den EU-Sanktionen gegenüber Russland leider die Neutralität, wie sie in unserer Verfassung steht, aufgegeben. Die Schweiz sollte jedoch auch in Zukunft neutral und unabhängig bleiben um das Erfolgsmodell «Schweiz» fortzuführen. Nicht umsonst gehören wir auch ohne EU zu den erfolgreichsten Ländern überhaupt.

    Ebenso ein Steckenpferd von Ihnen ist die Begrenzung der Zuwanderung. Unser Asylsystem liegt im Argen. Was läuft falsch und wer ist bei uns willkommen?
    Ganz einfach: Es kommen zu viele und die Falschen. Heute ist die Zuwanderung nicht begrenzt und es kommen dadurch jährlich über 80’000 Personen in unser Land. Einen solchen Zuwachs hält die Schweiz auf Dauer einfach nicht aus.

    Als Geschäftsführer vom Bund der Steuerzahler Kanton Bern fordern Sie zudem tiefere Steuern, Abgaben und Gebühren. Können Sie das konkretisieren, wo würden Sie Steuern & Co einsparen?
    Die Verwaltung ist heute viel zu aufgebläht und gehört drastisch verschlankt. Ausserdem wird zu viel Geld bei der Planung von Grossprojekten verschleudert.

    Sie sind seit 2021 Mitglied der Energie- und Klimakommission. Die Energiestrategie 2050 ist gescheitert. Was lernen wir daraus und wie sieht für Sie eine sinnvolle Energiepolitik aus?
    Es braucht einen guten Mix von allen Energieträgern. Nur auf erneuerbare Energieträger zu setzen, ist zu verfrüht. Wir brauchen dringend neue Kernkraftwerke, um die Zeit bis einzig auf erneuerbare Energien gesetzt werden kann, zu überbrücken. Sonst drohen uns noch viele weitere Winter mit Strommangellagen.

    Als Mitglied Kommission für Planung, Verkehr und Stadtgrün bekämpfen Sie grüne Verkehrsideologie auf Kosten der Autofahrer. Was sind hier die grössten Missstände und was braucht es für eine wirtschaftsfreundliche Mobilität?
    Die städtische Verkehrspolitik agiert leider sehr einseitig und konzentriert sich nur darauf wie der Veloverkehr weiter ausgebaut werden kann. Sie vergisst dabei aber leider, dass es auch in der Stadt Leute gibt, die auf ein Auto angewiesen sind. Meiner Meinung nach haben alle Verkehrsteilnehmer ihre Berechtigung, vom Fussgänger bis zum Autofahrer.

    Sie sitzen für die SVP im Stadtrat Bern. Bern ist eine ziemlich «rote» Stadt geworden. Wie sollte Ihr Bern aussehen?
    Bern sollte weniger ideologisch agieren und auch auf Minderheiten, wie die Bürgerlichen oder die Wirtschaft zugehen und Rücksicht nehmen.

    Was wünschen Sie sich künftig für unser Land?
    Ich wünsche mir für die Schweiz eine Zukunft in Sicherheit und Freiheit, ohne 10 Millionen Einwohner und ohne EU-Beitritt.

    Interview: Corinne Remund

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