Gen Z in der demokratischen Beziehungskrise?

    Die Politisierungswelle der letzten Jahre flacht zunehmend ab. Das zeigt der DSJ Jugend- und Politikmonitor, eine jährlich durchgeführte Studie des Dachverbands Schweizer Jugendparlamente DSJ in Zusammenarbeit mit gfs.bern. Die Ergebnisse der Befragung von über 1’500 Schüler/innen der Sekundarstufe II wurden kürzlich an der Soirée Politique vorgestellt. Im Rahmen dieses Anlasses wurde diskutiert, was diese Ergebnisse für die anstehenden eidgenössischen Wahlen, aber auch darüber hinaus, für die Politik bedeuten.

    (Bild: pixabay) Die Studie zeigt, dass das Vertrauen von jungen Menschen in politische Akteure abgenommen hat.

    Jugendliche sprechen sich grösstenteils für die Demokratie aus. Dennoch gibt es durchaus relevante Minderheiten, die mit nicht demokratischen Werten sympathisieren, und viele Jugendliche, die keine Meinung zur Demokratie haben. Darüber hinaus stehen Jugendliche politischen Parteien, Politiker/innen und Medien skeptisch gegenüber, obwohl sie politischen Institutionen vertrauen. Das zeigen die Ergebnisse des diesjährigen DSJ Jugend- und Politikmonitors (vormals «easyvote-Politikmonitor»). Für diese repräsentative Studie in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut gfs.bern wurden über 1’500 15- bis 25-Jährige befragt.

    «Die Studie zeigt, dass das Vertrauen von jungen Menschen in politische Akteur/innen abgenommen hat und dass ihre demokratischen Werte schwach verankert sind. Für die Schweizer Demokratie ist das besorgniserregend», sagt Sara Schmid, Co-Geschäftsführerin des DSJ. Im Bereich der politischen Bildung könnten Lösungen auf dieses Problem gefunden werden, indem den Jugendlichen das Vertrauen in politische Akteur/innen und demokratische Werte auch im Unterricht vermittelt werden, meint Nadia Qadire vom DSJ und Mitautorin der Studie. Der DSJ Jugend- und Politikmonitor zeige auf, dass es in diesem Bereich Mängel gibt: Der Ertrag der politischen Bildung wird von Jugendlichen zunehmend als tief eingeschätzt.

    Politisches Engagement der Jugend auf Tiefstand
    Zusätzlich zum Verhältnis von Jugendlichen zu politischen Akteur/innen und der Demokratie sind auch im Bereich der politischen Teilhabe negative Trends zu beobachten. Der DSJ Jugend- und Politikmonitor zeigt, dass das politische Engagement von Jugendlichen verglichen mit den Vorjahren sehr tief ist. Die Frage der Partizipation wurde den Studienteilnehmenden schon seit 2017 gestellt und die politische Teilhabe schien bis anhin zu wachsen. Nun ist diese Entwicklung rückläufig: Nur eine Minderheit kann sich auch zukünftig eine politische Beteiligung vorstellen. Dieser Trend ist nicht auf ein mangelndes Bewusstsein der Partizipationsmöglichkeiten zurückzuführen, denn die Jugendlichen sind sich derer durchaus bewusst.

    Austausch über Studienergebnisse an Soirée Politique
    Die Ergebnisse des DSJ Jugend- und Politikmonitor wurden gestern in Bern an der Soirée Politique präsentiert. Cloé Jans von gfs.bern ging der Frage nach, inwiefern sich die Gen Z in einer demokratischen Beziehungskrise befinde. In kleinen Gruppen konnten die Teilnehmenden die Resultate diskutieren und sich über künftige Handlungsmöglichkeiten austauschen.

    pd

    www.dsj.ch


    Über den DSJ Jugend- und Politikmonitor

    Der DSJ Jugend- und Politikmonitor (bis 2022 unter dem Namen «easyvote-Politikmonitor») ist eine jährlich durchgeführte Befragung bei Schüler/innen der Sekundarstufe II in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut gfs.bern. Im Auftrag des Dachverbands Schweizer Jugendparlamente DSJ werden so seit 2016 schweizweit über 1’000 15- bis 25-Jährige zu ihren Präferenzen, Partizipationsformen und Haltungen im Zusammenhang mit Politik befragt. Dies beinhaltet unter anderem Fragestellungen zu ihrem politischen Engagement, ihrem Vertrauen in politische Institutionen und Personen, ihrem politischen Interesse und ihren demokratischen Einstellungen.

    Der DSJ Jugend- und Politikmonitor ist die einzige Langzeitstudie zu Jugendpartizipation in der Schweiz. Mit dem DSJ Jugend- und Politikmonitor verfolgt der Dachverband Schweizer Jugendparlamente DSJ sein Ziel, junge Menschen für Politik und die Teilhabe daran zu begeistern. Die Studie gehört zur Grundlagenarbeit, die der DSJ in seinen beiden Kernthemen politische Bildung und politische Partizipation leistet. Durch Forschungsprojekte wie der DSJ Jugend- und Politikmonitor generiert der DSJ Wissen, vernetzt Akteur/innen untereinander und teilt gewonnene Erkenntnisse einfach verständlich mit der breiten Öffentlichkeit.

    Über den Dachverband Schweizer Jugendparlamente DSJ
    Der Dachverband Schweizer Jugendparlamente DSJ ist das parteipolitisch neutrale praxisorientierte Kompetenzzentrum für politische Bildung und politische Partizipation von jungen Menschen. Oder kurz gesagt: Der DSJ will junge Menschen für Politik und die Teilhabe daran begeistern. Dieses Ziel verfolgt der DSJ mit der Förderung seiner Mitglieder, den Jugendparlamenten, sowie mit seinen Angeboten easyvote und engage.ch. Damit bietet der DSJ eine breite Palette von Informations- und Mitwirkungsmöglichkeiten im politischen System der Schweiz an.

    Vorheriger ArtikelEs läuft aus dem Ruder
    Nächster ArtikelDas Kino pulsiert