Im deutschsprachigen Kantonsteil sowie an der Filière bilingue an den Bieler Gymnasien begannen zum ersten Mal der durchgehende vierjährige Bildungsgang. Dieser ist klar strukturiert und verbessert die Qualität der gymnasialen Ausbildung. Neu gilt die sogenannte Jahrespromotion: Die Schüler erhalten nur noch am Ende des Schuljahres ein Zeugnis.
Die Einführung des neuen vierjährigen Bildungsgangs – der Quartalösung – ist in diesem Sommer die bedeutendste Änderung an den Berner Gymnasien. Wie in allen anderen deutschsprachigen Kantonen besuchen nun auch im Kanton Bern alle künftigen Maturandinnen und Maturanden von Anfang an den Unterricht an einem Gymnasium und absolvieren somit einen durchgehenden vierjährigen Lehrgang zur Matur. Die bisher in einigen Gemeinden an Sekundarschulen geführten Klassen mit gymnasialem Unterricht im neunten Schuljahr entfallen. Mit dem vierjährigen Bildungsgang werden auch die nur noch im Kanton Bern verwendeten lateinischen Stufenbezeichnungen Quarta bis Prima durch die Bezeichnungen GYM1 bis GYM4 – erstes bis viertes Jahr des gymnasialen Bildungsgangs – ersetzt. Zudem bedingte der Wechsel auf die Quartalösung, dass auch Lehrplan und Lektionentafel angepasst werden mussten. Die durchgehende Ausbildung soll dazu beitragen, deren Qualität zu verbessern. Die Klassen bleiben über vier Jahre bestehen und müssen nicht nach dem ersten gymnasialen Jahr neu organisiert werden, weil neue Schüler dazustossen. Ebenso kann der Unterricht im Schwerpunktfach bereits ab dem ersten Jahr starten.
Bisher haben im Kanton Bern 31 Sekundarschulen den gymnasialen Unterricht im neunten Schuljahr angeboten. Sie waren von der Umstellung stark betroffen. Die gute Zusammenarbeit zwischen der Erziehungsdirektion, den Sekundarschulen und Gymnasien führte dazu, dass für alle Lehrpersonen eine Lösung gefunden werden konnte.
Nur noch ein Zeugnis am Ende des Schuljahrs
Mit dem neuen Schuljahr wird an den Gymnasien die sogenannte Jahrespromotion eingeführt. Damit erhalten die Schüler nur noch am Ende eines Schuljahrs ein rechtswirksames Zeugnis, das über die Promotion entscheidet. Damit braucht es für ein Zeugnis weniger Einzelnoten und die Proben verteilen sich besser über das Schuljahr. Anstelle des Zeugnisses am Ende des ersten Semesters erhalten die Schüler künftig eine Rückmeldung in Form eines Zwischenberichts. Für das Schuljahr 2017 hat die Aufnahmeprüfung in Französisch zum ersten Mal abgestimmt auf den neuen Fremdsprachenunterricht nach Passepartout an der Volksschule stattgefunden. Dafür musste diese angepasst und zusätzlich eine mündliche Prüfung eingeführt werden. Die Lehrpersonen haben zurückgemeldet, dass die Leistungen der Schülerinnen und Schüler an der neuen mündlichen Prüfung ihren Erwartungen gut entsprochen und in einzelnen Fällen sogar übertroffen haben.
Auch in Biel werden künftig alle deutschsprachigen Schüler das Gymnasium ab dem 9. Schuljahr besuchen. Die Französischsprachigen treten grundsätzlich erst ein Jahr später an das Gymnasium über. Deshalb musste für die zweisprachigen Klassen (Filière bilingue), an welchen der gemeinsam geführte Unterricht je zur Hälfte in Deutsch und Französisch stattfindet, eine neue Lösung gefunden werden. Die Erziehungsdirektion hat nach zahlreichen Gesprächen und in Übereinstimmung mit Vertretungen aus dem französischsprachigen Kantonsteil entschieden, dass der zweisprachige Bildungsgang ebenfalls im neunten Schuljahr beginnt.
Walter Ryser